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1. bis 10. Holzkonstruktion 183x183 cm Außenseite - Raufasertapete, Innenseite - schwarze Baumwolle. Ledergurte zum Anlegen und Tragen des Objekts. Das Laufen mit dem Objekt ist nur intuitiv möglich, da kein Sichtfenster vorhanden ist. 11. Der Punkt am Horizont - Aristophanes Zimmer Videodokumentation von Darius Girčys und Gintaras Seputis Vilnius 1999 12. Der Punkt am Horizont Videodokumentation von Darius Girčys und Anina Brisolla Berlin 2006

Der Punkt am Horizont

1999-2010

Ich war immer schon besessen von Punkten. Punkte formen eine Gerade und Kreise. Kleine Punkte existieren in jeder Landschaft. Punkte, die ich für eine längere Zeit beobachte, erscheinen kleiner oder als ob sie sich plötzlich öffneten wie Knospen. Ein Punkt ist das Zentrum meines Blicks und der Zustand, in dem ich existieren kann, mich bewegen, in der Entfernung verschwinden ... in diesem Stadium beginne ich alles zu erinnern und Neues zu verstehen. Ich kann verschwinden und zur gleichen Zeit bleibe ich sichtbar.

Diese Gedanken erinnern mich an Aristophanes: "Zuerst aber müßt ihr die menschliche Natur und deren Begegnisse recht kennenlernen. Nämlich unsere ehemalige Natur war nicht dieselbe wie jetzt, sondern eine ganz andere. Denn erstlich gab es drei Geschlechter von Menschen, nicht wie jetzt nur zwei, männliches und weibliches, sondern es gab noch ein drittes dazu, welches das gemeinschaftliche war von diesen beiden, dessen Name auch noch übrig ist, es selbst aber ist verschwunden. Mannweiblich nämlich war damals das eine, Gestalt und Benennung zusammengesetzt aus jenen beiden, dem männlichen und weiblichen, jetzt aber ist es nur noch ein Name, der zum Schimpf gebraucht wird. Ferner war die ganze Gestalt eines jeden Menschen rund, so daß Rücken und Brust im Kreise herumgingen" (Platon, Symposion; 189e)

Ich benutze das Objekt ,,Punkt“ mit dem Vorhaben, die Stadt zu durchqueren, Siedlungen, Ausstellungsraume etc. Meine Vorstellung ist, daß der ,,Punkt“ ein lebendiger Raum wird, die Grundlage für neue Sichtweisen. Ich plane, das Geschehen, wenn ich mich innerhalb und außerhalb des Objektes befinde, anhand von Texten, Zeichnungen, Fotos und Videos zu dokumentieren, die auch die Grundlage für die abschließende Installation - Das Zimmer des Aristophanes - sind. Die Kugel bleibt wie eine abgestreifte Haut von Erfahrung im Zentrum der Ausstellung liegen. Jeder hat die Möglichkeit sich das Objekt anzuziehen und den Weg fortzusetzen.

Seit nunmehr zehn Jahren ist dieses Projekt gewollt unvollendet, ein work in progress in bestem künstlerischen Sinne, das weiterhin, multimedial dokumentiert, Bahnen in bislang brachliegenden Räume ziehen und hoffentlich sichtbar bleibende Spuren hinterlassen wird.