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Aluminiumguß vierteilig 38x21x18 cm Installation auf Kachelwand

Kommentar zur Geschichte der Sexualität

2005

Ausgehend vom rohen und unbehauenen Aluminiumblech habe ich über jene außergewöhnliche Kraft der Verwandlung nachgesonnen, die diesen kühlen und spröden Rohstoff, nachdem ihm in ausdauernder und erschöpfender Arbeit von mir Form und Rundung abgetrotzt worden sind, zu einem Gegenstand sinnlichen Begehrens transformieren und damit gleichsam zu einem Symbol für den Eros, den Lebenstrieb, also jener Macht werden ließ, die nach Michel Foucaults "Geschichte der Sexualität" den Ankerpunkt allen menschlichen Handelns darstellt, die uns leitet, führt und im ureigentlichen Sinne definiert, was und wer wir sind. Neben Foucault war die Konzeption des Projekts aber vor allem der anhaltenden Sendwirkung Marcel Duchamps berühmt-berüchtigtem Fountain zu danken, dem ready-made Urinal, dessen Replik im Pariser Musée Maillol letztlich zu der hier konkret realisierten Urophilie, das heißt, zur Verschmelzung von Eros und Miktion im vorgestellten Kunstwerk inspirierte. Indem das geformte und in seinem eigenen Glanze strahlende Blech vor weißer Kachelwand in der Kontextualisierung als „Bedürfnisanstalt für Männer“ seine kompositionelle Vollendung erfährt, werden parallel durch die Installation von Weiblichkeit sowohl mein achtunddreißigjähriges „Dilemma des Urinierens“ als auch das Trauma des nie vorhanden gewesenen Urinals im privaten Wohnbereich sowie, über das Private und Persönliche hinausgreifend, das Pissoir an sich als ein Wahrzeichen westlicher Virilität, dekonstruiert.