Darius Gircys

Unterwegs mit Herrn X

2011

Der Mensch am Ende des Jahrtausends reist und spricht viel, kommt dabei aber seinem Gegenüber selten näher. Der berühmte Herr X und ich schlendern gemächlich über den sonnigen Platz in Richtung Nationalgalerie. „Verstehst du“, setzt er seinen Gedankengang fort, „wir existieren nicht im Kontext moderner Kunst und vielleicht (hier flicht er gekonnt eine Pause ein) existieren wir überhaupt nicht.“ Und er fügt die logische Schlussfolgerung hinzu: „Dieser Platz existiert in der Realität nicht.“ Im selben Augenblick folgt mein Blick dem sich verengenden Platz und nimmt inmitten der Linden anstelle des Doms ein hockendes, gigantisches, gelbes, kauendes Kaninchen wahr. Verwirrt blinzle ich und starre Herrn X an. Herr X schaut in die entgegengesetzte Richtung merkt an, dass die beste Medizin gegen Postmodernismus die Hinwendung zur Romantik sei. Ich drehe mich zurück und glücklicherweise taucht zwischen den Linden der Dom wieder auf. Das Ergebnis der Furcht, wie Kierkegaard sagen würde, ist die Entdeckung des Nichts im Existenziellen.